Meerampfer (Delesseria sanguinea)

EN: Sea Beech NL: Bloedrode zeezuring DK: Blodrød ribbeblad
Kurzbeschreibung Hübsche rote Blätter, nach dem Tode orange
Fundhäufigkeit 12 Fundmeldungen , Verbreitungskarte
Verbreitung
Europa, Nordspanien bis Island, kaum im Watt, viel im Kattegat Nur in Europa verbreitet: von Spanien und Frankreich über Großbritannien bis zum Nordkap und nach Island. Vielerorts im Kattegat, in der westlichen Ostsee seltener, im Wattenmeer wohl nicht bodenständig und allenfalls Exemplare von Helgoland angespült.
Status
heimisch Die Erstbeschreibung erfolgte durch Hudson, bis 1813 der fanzösische Biologe und Naturalist Jean Vincent Félix Lamouroux die Art der Gattung Delesseria zuordnete. Auf Lamouroux geht auch die Einteilung der Algen in Braun-, Rot- und Grünalgen zurück. Diese Klassifizierung wurde von Dawson Turner, einem englischen Banker, Botaniker und Antiquar, aufgegriffen, und erlangte so internationale Anerkennung und Anwendung.
Klimaanspruch
kälteliebende Art Gehört zu den eher kälteliebenden Algen und bevorzugt Wassertemperaturen um die 12 °C.
Größe und Alter
Länge der Thalli: 30 cm Die einjährigen Blätter können bis zu 30 cm lang werden, die Mitterippe wird ca. 3,5 mm, die Querrippen 1,5 mm breit. Bei älteren Pflanzen werden die Blätter zunehmend ovaler, durchschnittlich haben die Algen wohl eine Lebensspanne von 5 – 6 Jahren, einzelne Exemplare können aber auch zwischen 9 und 16 Jahre alt werden.
Aussehen
Welliges Blatt, eine Mittelrippe, bis 5 cm breit Aus einem unregelmäßig geformten, platten, scheibenartigen Haftorgan (Rhizoid) erwachsen ein oder mehr unverwechselbare, blutrote Hauptblätter (Thalli), die bis zu 30 cm lang werden können und einen knorpeligen, zylindrischen „Stiel“ (Cauloid) besitzen. Die blattartigen Thalli sind flach und lanzenförmig, mit zunehmendem Alter werden sie immer ovaler und bekommen einen gekräuselten Saum. Das Blatt ist durchzogen von einer verdickten, ca. 3,5 mm breiten Mittelrippe, von der immer paarweise Querrippen abgehen, die ca. 1,5 mm breit sind. Von diesen Querrippen gehen wiederum eine Vielzahl von sehr feinen Rippen aus die zu den Säumen des Blattes verlaufen. Im Winter bleiben nur die knorpeligen Mittelrippen bestehen, an denen wieder neue, membranartige, leuchtend blutrote Blätter wachsen können.
Biotop
auf Hartsubstrat Delesseria sanguinea wächst meist auf Hartsubstrat wie Steinen und Felsen und kann in flacheren, recht schattigen Gezeitenbecken und im Sublitoral gefunden werden. In den ständig von Wasser bedeckten Bereichen (Sublitoral) kommt die Art bis in 35 Meter Tiefe vor. Was den Salzgehalt betrifft, wächst die Art am besten bei 30 – 40 (psu), verträgt aber auch Werte zwischen 18 und 30 (psu), wie sie in der westlichen Ostsee vorkommen; allerdings bleiben die Thalli dann kleiner und dünner.
Nahrung
betreibt Photosynthese Da Algen keine Wurzeln besitzen, assimilieren sie Mineralsalze und Spurenelemente aus dem Wasser über ein Konzentrationsgefälle direkt in das Innere. Durch diesen osmotischen Prozess „ernähren“ sich die Algen. Außerdem betreiben sie zur Energiegewinnung Photosynthese und produzieren dabei Sauerstoff, sie benötigen für ihr Wachstum also auch ausreichend Licht.
Fortpflanzung
im Winter wachsen an den kahlen Mittelrippen die Fruchtkörper; es gibt weibliche und männliche Pflanzen, die jeweils Keimzellen bilden; im Wasser kommt es zur Befruchtung und Fortpflanzung Die, der Fortpflanzung dienenden, Fruchtkörper wachsen im Winter an den kahlen Mittelrippen und gleichen oval geformten, kleinen, gestielten Blättern. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen (haploide Gametophyten). Die männlichen Gametophyten bilden in ihren Fruchtkörpern (Spermatangien) Keimzellen, die sie ins Wasser entlassen. Die „Weibchen“ produzieren ebenfalls Keimzellen in den Carpogonien. Die weiblichen Keimzellen werden von den umher schwimmenden Spermien befruchtet, und es entstehen Carposporophyten, die in kleinen „Knöllchen“ (Cystocarpen) eingeschlossen sind. Die Knöllchen geben Carposporen ins Wasser ab, aus denen sich zwittrige Algen (diploide Tetrasporophyten) entwickeln. Diese bilden wieder Geschlechtsorgane (Tetrasporangien) die nach einer Zellteilung (Meiose) Tetrasporen abgeben, die zu keimen beginnen und sich zu getrenntgeschlechtlichen, also männlichen oder weiblichen Algen weiter entwickeln.
Jahreszyklus
mehrjährig, im Winter kahle Mittelrippen Der Meerampfer ist eine mehrjährige Algenart mit einem komplexen Lebenszyklus. Die neuen Blätter beginnen im Februar von den kahlen Mittelrippen aus zu wachsen, im Mai bis Juni erreichen sie ihre volle Größe, danach beginnen sich die Thalli wieder abzunutzen, bis nur noch die knorpeligen Mittelrippen vorhanden sind, die den Winter überdauern.
Nutzung
Kosmetik, Medizinprodukte, Nahrungsergänzungsmittel 2004 erzielte D. sanguinea in Frankreich einen Marktwert von 9,61 € pro Kilogramm Feuchtmasse, die Alge wird für Kosmetik, medizinische Produkte und Nahrungsergänzungsmittel verwendet.
Hätten Sie gedacht, dass...
… dass für Rotalgen-Arten, wie dem Meerampfer, in der Mecklenburger Bucht extra ein künstliches Riff angelegt wurde? Dort können sich die Algen ansiedeln und später wirtschaftlich genutzt werden.
Klassifikation Horntangartige
Meerampfer in der WoRMS-Datenbank
Quellen
Bunker et al (2010): Seasearch Guide to Seaweeds http://eol.org/pages/966839/details
Steckbriefbild:

Bildinformationen: Meerampfer

Autoren Rainer Borcherding
Lizenzbesitzer Schutzstation Wattenmeer
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Lizenz cc-by-sa 3.0
Weitere Bilder  
Hätten Sie gedacht, dass....
… dass einzelne Meerampfer-Exemplare bis zu 16 Jahre alt werden können? Dabei überwintern immer nur die Haftorgane und knorpeligen Mittelrippen, die membranartigen Blätter wachsen jedes Jahr wieder von neuem.